Auf der wohl vielseitigsten aller griechischen Inseln findet der eher inaktive Strandgenießer ebenso wie auch der aktive Wanderfreund seine Erfüllung. Wir schließen uns den Outdoorfans an und entdecken die überwältigende Vielfalt der Natur auf Kretas spektakulärsten Pfaden.

„Das Außergewöhnliche geschieht nicht auf glatten, gewöhnlichen Wegen “

                                                                                                                   (Johann Wolfgang von Goethe)

Sprung in die Weltgeschichte

1.066 km atemberaubende Küstenlinie, kilometerlange, feinsandige Strände, idyllische Buchten, schroffe Steilküsten, gigantische Schluchten, mächtige Gebirgsformationen, gelegen im östlichen Mittelmeer, eingerahmt vom Ägäischen Meer im Norden und dem Libyschen Meer im Süden, über 300 Tage im Jahr strahlender Sonnenschein, mediterranes Klima, eine exotische Vegetation. DAS IST KRETA !

160 km südlich des griechischen Festlandes gelegen, in der Ost-West Ausdehnung 254 Kilometer lang, an der schmalsten Stelle nur 12.1 Kilometer breit, ist Kreta mit einer Fläche von 8.450 km² und rd. 635.000 EW nicht nur die mit Abstand größte der zahlreichen, hellenischen Inseln, sondern auch die landschaftlich Vielfältigste.

Hier entwickelte sich vor etwa 5.000 Jahren die minoische Kultur, die erste Hochkultur im europäischen Raum.  Die Minoer bauten große Paläste und haben Gottheiten angebetet. Übrigens: Zeus, der Mächtigste unter den griechischen Göttern, soll auf Kreta geboren worden sein.

Am Schnittpunkt von Asien, Afrika und Europa war Kreta auch in der Folgezeit stets ein geschichtlichbedeutsamer Ort der Weltkultur sowie historisch immer den Einflüssen verschiedener Mächte, Eroberer, Kulturen und Nationen ausgesetzt, denen gegenüber sich die Kreter stets durchgesetzt haben und woraus sich ihr einigender Charakter, ihr gemeinsamer Stolz entwickelte, ein unabhängiges, niemanden verpflichtetes Volk zu sein.

Geben Sie die GPS – Daten 35° 14' 24.421" nördlicher Breite 24° 48' 33.368" östlicher Länge ein und die Nadel zeigt in Sekundenschnelle zur Inselmitte, genau auf den mit 2.456 m höchsten Gipfel Kretas, den Psiloritis im Ida – Gebirge, einem der drei beachtlichen Bergmassive. Bei klarer Sicht auch gut zu erkennen beim Landeanflug auf die fünftgrößte Insel im Mittelmeer. 

Nach gut 2,5 Stunden Direktflug von Dresden rollt die Maschine auf dem internationalen Flughafen der Inselhauptstadt Heraklion aus, Gepäckempfang kurzer Transfer nach Rethymno, in das vornehme Basislager der bevorstehenden Trekkingwoche. Nur wenige Gehminuten vom Ufer der Ägäis im Inselnorden, erwartet die Wanderfreunde eine angenehme Unterkunft, mit sehr gutem Service und ebenso guter Beköstigung.

Bequem geht es in den kommenden Tagen per Bus vom Standorthotel zum Ausgangspunkt der jeweiligen Tagestour.

Die Imbros Schlucht

Steigen wir ein in die Welt der imposanten Schluchten Kretas und beginnen im wilden Südwesten der Insel, dem südlichen Rand der „Madares“, der „Weißen Berge“.

Am Ausgang des kleinen Dorfes Imbros (700 m ü.M.), direkt an der Taverne „Porofarago“, weist ein nicht zu übersehendes Holzschild auf den Eingang der Imbros – Schlucht. Auf geht´s ! Treffender gesagt: Abwärts geht´s. Der Wächter in einem kleinen Kassenhäuschen gestattet nach Entrichtung eines geringen Wegegeldes die Passage durch das ausgetrocknete Flusstal mit einer beachtlichen Vegetation. Zunächst über breitere Geröllflächen gemächlich bergab, ist bald ein Verlaufen nicht mehr möglich.

Die streckenweise 300 m hohen Wände der Schlucht kommen sich immer näher und geben zwingend den Weg dieser gut 7 km langen Tour vor, im Übrigen ein Abschnitt des Europäischen Fernwanderweges E 4. Nach etwa der Hälfte der Wanderung bieten sich eine verwegene, mit etwas Glück am Wandertag „bewirtschaftete“ Bretterbude und ein naturbelassener Rastplatz zur Pause an. Gestärkt und beeindruckt vom Streckenverlauf verjüngt sich erneut der Weg.  Je nach Lichteinfall zeigen die steil aufragenden Felsen ein breites Spektrum imposanter Farben, ist die Jahrmillionen alte Entstehungsgeschichte in den Strukturen der Wände zu erkennen.

Mit dem schmalsten, nur ca. 1.60 m breiten Abschnitt und der Passage eines grandiosen Felsentores präsentiert die Schluchtentour ihre finalen Höhepunkte. Nach etwa 2 – 3 Stunden Gehzeit und 600 abwärts bewältigten Höhenmetern weitet sich die Landschaft und gibt den Blick frei auf Komitades, das Tagesziel nahe dem Lybischen Meer.

Aus der ersten Taverne des Dorfes kommt die unausweichliche Einladung zum Stärken und Verweilen, die sehr gern angenommen wird. Noch ein Abstecher hinunter zum Strand, ein erfrischendes Bad und der bereitstehende Bus bringt uns zurück nach Rhetymno.

 

Samaria Schlucht

Die Sonne zeigt noch kein Interesse, den Tag zu erhellen, da startet bereits der Bus in den Süden und windet sich in beeindruckender Panoramafahrt über die Serpentinenstraßen auf 1.250 m, zum Eingang der sagenumwobenen Samaria-Schlucht. Ticketausgabe, prophylaktischer Toilettengang, Trinkwasser Vorräte auffüllen, dann geht´s für die nächsten Stunden, eingereiht in die Schar der Schluchtenwanderer, nur noch bergab.Sind gutes Schuhwerk, Konzentration und unbedingte, gesundheitliche Fitness gegeben, werden die bevorstehenden, auf mindestens 17 km verteilten 1.200 Hm zu einem zwar anspruchsvollen, jedoch in jeder Hinsicht unvergesslichen Erlebnis. Die Knie klatschen besonders im ersten Teil des Abstieges Beifall (und freuen sich über die Entlastung durch Trekkingstöcke!), das Auge schafft es kaum, die ständig neuen, überwältigenden Motive einzufangen und an das Großhirn weiterzuleiten, die körpereigene Festplatte stößt bald an ihre Grenzen. Man muss es sich und seinem Körper angetan haben, um dieses herausfordernde Meisterwerk der Natur, diese überwältigende Naturlandschaft, tatsächlich beschreiben zu können.

Nach etwa 2 Stunden ist der erste Rastplatz auf 950 m erreicht und ab hier legt sich der Weg etwas. Richtig imposant wird es nach dem verlassenen Dorf Samaria, bereits auf 360 m gelegen.  Es beginnt der spektakulärste Abschnitt der Schlucht. Ab hier wird ein leistungsfähiges, fotographisches Speichermedium empfohlen. Bis zu 300 m hohe Felswände begrenzen das nun teilweise nur 20 m breite, lebendige Flusstal. 

Inklusive mehrerer Pausen ist nach etwa 7 bis 8 außergewöhnlichen Wanderstunden Agia Roumeli, das rettende Küstendorf am Ende der Schlucht, erreicht. Nach Nutzung der Alternativen Strand und Schwimmen oder Taverne oder beides, legt die Fähre, im Lichte der untergehenden Sonne, Richtung Chora Sfakion ab. 

Von dort bringt der Bus die stolze Wandergruppe zurück in das Basislager im Inselnorden. Sicher findet sich dort noch eine Lokalität, in der alle Bezwinger der Schlucht gemeinsam, bei einem authentisch kretischen Abend, auf den erfolgreichen Tag anstoßen können, „Jámas !“ – „Auf die Gesundheit!“

 

Die Rouvas Schlucht

Vorweg: der Titel Schluchtenwanderung ist hier wahrlich irreführend.

Nach 2h Busfahrt ins Inselinnere sind wir im kleinen Dorf Zaros, südöstlich des Ida-Gebirges.

Die Wandergruppe erwartet eine taffe Bergtour mit ordentlich Höhenmetern auf relativ kurzer Strecke. Ausgangs- und Endpunktpunkt ist der wunderschön gelegene, 1987 künstlich angelegte Votomos - See (420 m ü.M.). Zuerst leicht bergan, genießen wir den Blick auf Zaros, die weiten Flächen der Olivenhaine, die hügelige Landschaft bis hin zum Lybischen Meer und erblicken links des Weges das imposante Kloster Agios Nikolaos. Die Wanderung wird nun anspruchsvoller. Wir steigen über Treppen, schmale, Geländer gesicherte Pfade, Geröll, durch kleine Waldabschnitte und Felsgelände bis zum Tagesziel bei der Kapelle Agios Ioannis auf 950 m ü.M. 

Nach verdienter Rast geht es auf der Strecke des Hinweges Retour. Alte Steineichen spenden Schatten und laden zu kurzen Pausen ein, der Blick schweift genussvoll über die grobe Gebirgslandschaft bis weit in das Tal. Nach sportlichen, abwechslungsreichen zehn Wanderkilometern bietet sich die idyllisch am Votomos-See, im Schatten alter Olivenbäume gelegene Taverne zur Regulierung des arg beanspruchten Flüssigkeits- und Kohlenhydrate – Depots an. Kein Wanderfreund ignoriert diese kulinarische Empfehlung.

Kultur muss sein!

Heute bleiben wir im Norden der Insel. Der vielgestaltige Tag beginnt am frühen Vormittag mit einer individuellen Besichtigung des aus dem 16. Jahrhundert stammenden, orthodoxen Klosters Arkadi. Eine Anlage, die seit einer tragischen, opferreichen Tat seiner Bewohner im Freiheitskampf gegen die osmanischen Herrscher im Jahre 1866 als Symbol der Freiheit Kretas und bedeutendstes kretisches Nationalheiligtum gilt und den Status UNESCO-Weltkulturerbe besitzt.

Vom Kloster aus wandern wir dann quer durchs ebene, Schaf - und Ziegenparadies, stets den stachligen Bodenbewuchs ausweichend (Empfehlung für langes Beinkleid) und sind nach 2,5 Stunden im archäologische Museum Eftherna. 

Einen wunderschönen Abschluss des bunten Tagesprogrammes erleben wir im ebenso bunten Margarites. Dieses authentische Bergdorf ist unübersehbar das einzigartige Zentrum der kretischen Keramik. In verträumten Gassen schmücken Töpferwaren aller Art die Wege, Treppen und Fassaden.  Eine der zahlreichen Töpfereien des Ortes gibt uns praktisch und anschaulich Einblick in die Töpferkunst und öffnet anschließend ihren gut sortierten Verkaufsraum.

Mit einem erfrischenden Café frappé oder einem hiesigen Rakomelo (kretischer Honigraki) lassen wir in einem typischen Kafenio diesen kulturell gemixten Tag sehr genüsslich ausklingen.

Auf in den Palmenwald

Der Bus wartet am Morgen auf die Wandergruppe und fährt diese zum Ausgangspunkt der Abschlusstour, an die historische, venezianische Bogenbrücke im Tal des „Megalopotamos“ („Grosser Bach“). Auf zur Rundwanderung, zu Beginn vom Profil her relativ unspektakulär, mit schönen Aussichtspunkten und teilweise parallel zur Kourtaliotis – Schlucht. Bald blicken wir hinunter auf den " Megalopotamos“, der sich eindrucksvoll auf dem letzten Abschnitt bis zur Mündung in das Lybische Meer lagunenartig durch einen dicht mit Palmen bewachsenen Canyon schlängelt.

Über große Steinstufen überwinden wir die absteigenden 125 Hm nach unten zum einzigartigen Peveli Strand und genießen ausgiebig dieses großartige Naturparadies, inclusive einem Abstecher in den Palmenwald, den man über Trampelpfade, im Fluss watend oder schwimmend erkunden kann. Nach entspannter Pause an diesem eindrucksvollen Ort steigt die Gesellschaft der Wanderfreunde, ständig begleitet von grandiosen Ausblicken auf Küste und Meer, am Ende der Bucht hinauf in die Hochebene und vollendet nach ca. 2 Stunden entspanntem Rückweg diese Rundwanderung. 

Widerstandslos lassen sich alle Aktivurlauber vom netten Personal der Taverne im Zielbereich zu den schattigen Plätzen der Labe Station führen. Eine gute Auswahl verschiedener Kaltgetränke findet nach den finalen Schlusskilometern den Weg ihrer Bestimmung. Man soll viel trinken, an solchen Tagen. Das tun wir und lassen diese erlebnisreiche Wanderwoche genüsslich in geselliger Runde Revue passieren.

Kommen Sie mit!

Lust bekommen auf die Insel der unglaublichen Vielfältigkeit?  Neugierig auf die grandiosen Wanderpfade Kretas?

Dann entscheidungsfreudig gebucht, die Wanderschuhe geschnürt und vielleicht sehen wir uns.

Gern zeige ich Ihnen die einmaligen Wege der Schluchten und begleite Sie auf den beschriebenen, eindrucksvollen Touren.

Ihr Falk Sichting

Fotos & Text von Falk Sichting
 


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