APULIEN – Geschichtsträchtig und Geheimnisvoll 

Wie immer trifft sich unsere Reisegruppe am Flughafen. Alle sind gut gelaunt und vor allem sehr gespannt auf das schöne Fleckchen am italienischen Stiefelansatz mit bewegter Geschichte und auf die Trulli. Wir landen in Bari und fahren erstmal ins Hotel, was zwar etwas abseits liegt, aber gerade richtig, um nach den vor uns liegenden Ausflügen zu entspannen.

Faszination Trulli

Am nächsten Morgen beginnt sie dann unsere Entdeckungsreise.

Unsere Reiseleiterin in diesen Tagen ist Madia. Sie empfängt uns schon vor dem Hotel und bringt uns zum Bus und schon geht's los. Zunächst erstmal in die Unterwelt. 122 m unter der Erde erwartet uns eine beeindruckende Naturschönheit, die „Grotte di Castellana“. Viele Legenden ranken sich um diese große Tropfsteinhöhle, die uns Madia ganz spannend erzählt. Wir bestaunen die Stalagmiten und Stalaktiten, die vielfältig zu deutende Figuren ergeben. Für uns war es wie ein Spaziergang durch einen großen Märchenwald.

Nach dem Rundgang durch diese schöne Unterwelt geht es wieder hinauf ins Licht und schon geht die Reise weiter nach Alberobello, die Stadt der Trulli, die auch zum UNESCO-Weltkulturerbe gehört. Madia erklärt uns bei unserem Stadtspaziergang die spannende Geschichte dieser doch sehr ungewöhnlichen Rundbauten. Es geht zurück in die Geschichte des 17. Jahrhunderts, wo es verboten war, neue Ortschaften ohne Erlaubnis zu gründen und diese Erlaubnis kostete Geld. Doch die Bewohner, denen dieses Stückchen Erde gut gefiel und die hier gern siedeln wollten, fanden einen Trick, um den kaiserlichen Abgesandten, die dies kontrollierten, zu entgehen. So wurden die Dächer schnell abgerissen und somit war es kein fertiges Gebäude, was bewohnt werden konnte, und danach wurde es ganz einfach wieder aufgebaut. Das ging schnell und ersparte die Steuern, wie raffiniert, und schon war die Tradition der Trulli geboren. Es gibt sogar eine Trulli-Kirche.

Wir staunen nicht schlecht und werden natürlich auch in einen Trulli eingeladen, um so ein Häuschen auch mal von innen zu sehen. Wir genießen diesen außergewöhnlichen Flair natürlich noch auf eigene Faust. Was für ein wunderschöner Tag!

Ein zauberhaftes Schloss

Natürlich sind wir erst am Anfang unserer Entdeckungstour.

Am nächsten Morgen starten wir zum „Castel del Monte“ und wandern auf den Spuren von Friedrich II. dem Staufer, einem Enkel von Friedrich Barbarossa, der dieses Castel vermutlich als Jagdschloss erbauen ließ. Es soll aber auch als Versteck für den damaligen Staatsschatz gedient haben. Die Lebensgeschichte dieses Königs von Sizilien, der auch König von Jerusalem genannt wurde, ist schon spannend von Geburt an, weiß unsere Reiseleiterin Madia zu berichten. Und dann erhebt es sich vor uns majestätisch auf einem Hügel gelegen, dieses wundersame achteckige Schloss.

Ein kurzer Aufstieg und schon betreten wir es durch das imposante Portal. Ein sehr raffiniertes Gangsystem überrascht uns, es ist wie ein Labyrinth, nicht jeder Raum ist vom Eingang her einfach zu betreten, wir bewegen uns immer im Kreis von unten nach oben. Zwischen beeindruckenden Säulen aus verschieden farbigem Sandstein spazieren wir vorbei an Kaminen und sehr aufwendigen Sanitäranlagen bis hin zu einer Sauna. Was es damals nicht schon alles gab, im 13. Jahrhundert.

Auch im Innenhof kommen wir aus dem Staunen nicht raus. Über uns öffnet sich ein achteckiger Ausblick zum Himmel und die Ausrichtung der Wände erklärt uns Madia auf sehr spannende Weise Castel del Monte voll mit Geheimnissen, Mythen und Rätseln welche bis zum heutigen Tage nicht wirklich aufgeklärt wurden da verwundert es auch nicht, dass seine Bauweise als Vorbild für den Kinofilm „Der Name der Rose“ diente. Dies war für uns alle ein Erlebnis der ganz besonderen Art.
 

Das Wunder von Monopoli

Doch schon geht es weiter mit unserer Reise durch Kultur und Geschichte Apuliens. Weitere bekannte Städte und Dörfer stehen auf unserem Programm.

Beginnen wir in „Bari“, heute eine der bedeutendsten Hafenstädte an der Adria. Auf der Fahrt kommen wir an dem kleinen Dörfchen Polignano a Mare vorbei. Hier wurde der bekannte italienische Sänger Domenico Modugno geboren. Sein Hit „Volare“ ist weltbekannt. In Bari angekommen starten wir gleich zum Stadtrundgang, vorbei am Castelo Svevo bis hin zur Basilika Don Nikola, wo die Gebeine des heiligen Nikolaus von Myra aufbewahrt werden und wie immer weiß Madia auch dazu, spannende Geschichten zu erzählen.

Danach entführt sie uns in eine kleine Straße, wo wir sehen konnten, wie die für Apulien typischen Orecchiette hergestellt wurden, runde Nudeln, die wie ein winziges Hütchen aussehen, heißen übersetzt eigentlich „Öhrchen“ heißen. Auch „Monopoli“ gehörte zu unseren Zielen, nein, wir spielen hier nicht um Straßen und Plätze, vielmehr spazieren wir durch diese kleine mittelalterliche Hafenstadt, die als griechisches Dorf gegründet wurde, vorbei an vielen Kirchen. An einem Stoppen wir, ein Skelett verziert die Eingangstür, wir fragen Madia warum und erfahren, dass es sich hierbei um eine Fegefeuerkirche handelt, wo wir dann doch nicht länger verweilen wollten bis hin zur Kathedrale der heiligen Maria del Mare der Schutzpatronin der Stadt, deren Ikone wie durch ein Wunder zu winterlichen Morgenstunden im Hafen von Monopoli angespült wurde. Dieses Wunder feiert man hier bis zum heutigen Tage.
 

 

 

Ein nächtlicher Ausflug

In „Otranto“, der östlichsten Stadt, mit seinen wunderschönen Sandstränden und dem kristallklaren blau schimmerndem Meerwasser machen wir erstmal eine Pause und genießen den Blick auf die vor uns liegende Meeresenge; von hier aus sind es nur 82 km zum gegenüberliegenden Albanien.

Anschließend besuchen wir noch die Kathedrale mit einem bemerkenswerten Fußboden-Mosaik aus dem 12. Jahrhundert mit 3 verschiedenen dargestellten Lebensbäumen, wie man sich diese in jener Zeit vorstellte. Als Zeugnis einer tragischen Schlacht werden hier in einer Seitenkapelle auch die über 800 Schädel der damals geköpften Bürger der Stadt aufbewahrt.

Am Castel Aragonese endet unser Rundgang durch diesen schönen Ort. An der Kulisse von „Ostoni“ führte uns fast jeder Ausflug vorbei da unser Hotel ganz in der Nähe ist wunderschön anzusehen wie die kleine Stadt auf dem Hügel thront, nun wird es auch mal Zeit sie zu besuchen eine wunderschöne Altstadt, einem Gewirr und Stiegen zwischen den typisch weiß gekalkten Häusern, daher auch als „weiße Stadt“ bekannt, bezaubert uns. Madia führt uns sicher zur Kathedrale der Stadt und wieder zurück zur Piazza della Libertà, der die Altstadt von der Neustadt trennt.

Bei so viel Schönheit beschlossen wir, diese Stadt nochmal bei Nacht zu besuchen. Unser Busfahrer Silvio machte es möglich und so konnten wir zu nächtlicher Stunde nochmals durch die kleinen Gassen schlendern und ganz individuell gemütlich in dem einen oder anderen Restaurant typisches italienisches Essen genießen.
 

Kaffee und Barock

Natürlich sind wir auch in „Lecce“ unterwegs.

Diese kleine Stadt ist bekannt für ihre wunderschöne Barockarchitektur aus dem 17. Jahrhundert. Wir bummeln durch die Straßen und bewundern die Gebäude. Da die Sonne auch an diesem Tag heiß auf uns herunter scheint genießen wir hier noch den bekannten Caffè leccese, Kaffee mit Mandelmilch und Eiswürfeln, eine ganz besondere Kaffeespezialität dieser Region und sehr, sehr lecker.

Unweit von Lecce liegt „Martina Franca“ ebenfalls eine Barockstadt. Hier endlich können auch wir mal in das Innere dieser schönen Herzog-Paläste schauen. Wir besuchen das Palazzo Ducale. Dieser überrascht und mit wundervollen Wandgemälden, von denen Madia natürlich auch hier vielfältige Geschichten wusste. In „Locotoronto“, auch der runde Ort genannt, genießen wir dann noch die gemütliche Atmosphäre in den schmalen Gassen und den weißen Kalksteinhäusern mit den extrem schrägen Dächern. Wir lauschen einer Musikkapelle auf dem Markt und freuen uns schon auf unsere nächste Entdeckungstour.

 

Filmgeschichte erleben

Unsere nächste Entdeckungstour führt uns natürlich nach „Matera“, eine der ältesten Städte der Welt und auch als der am längsten besiedelte Ort dieser Welt bekannt, gute 9000 Jahre schon in der Jungsteinzeit besiedelt, solange hat es Menschen noch nie an einem Ort gehalten.

Schon der Blick von oben auf diese ungewöhnliche Altstadt, Sassi genannt, ist atemberaubend. Man fühlt sich Jahrhunderte zurückversetzt. Die Sassi bestehen vorwiegend aus Höhlenwohnungen und natürlich lassen wir uns von Madia auch hier wieder in die Geschichte zurück entführen. Bereits im 17. Jahrhundert entstanden die ersten Höhlenwohnungen, damals noch mehr als Vorratshöhlen, aber mit der Belagerung Napoleons, der den Landarbeitern verbot, bei ihren Familien zu leben, wurden die Höhlen dann vorwiegend von Armen der Ärmsten bewohnt, zusammen mit Vieh und Vorräten. Bis in die 1950er Jahren lebten hier noch ca. 15.000 Menschen. Daher wurde Matera auch als Schandfleck Italiens bezeichnet.

Per Gesetz wurde die Stadt dann bis in die 60er Jahre geräumt und geriet in Vergessenheit. Dann wurde Matera durch die Filmindustrie wiederentdeckt und gehört heute zum UNESCO-Welterbe. Bevor wir in die Sassi hinuntersteigen, kommt Madia mit frisch gebackenem Brot zu uns und erklärt uns, dass dieses Brot schon früher in den gemeinsamen Sammelöfen in der Altstadt gebacken wurde und bis heute eine ganz besondere Spezialität dieser Stadt ist. Wir kosten natürlich und finden es schmeckt himmlisch und dann geht es hinab in die Altstadt, wir interessieren uns natürlich wie sieht es in den Höhlen aus und natürlich dürfen wir eine Höhlenwohnung wie auch eine Höhlenkirche besichtigen.

Es ist aufregend durch die vielen kleinen Gassen zwischen Häusern und Höhlenwohnungen zu spazieren, ein New York der Spätantike. Vor den Eingängen gemauerte Fassaden maskieren tief verwinkelte Gänge und Stufen und Treppen scheinen ins Nirgendwo zu führen. Man fühlt sich wie in einem Film und davon wurden hier ja einige gedreht. Vor allem Bibel-Filme, aber auch „Die Passion“ mit Mel Gibson, die Neuauflage „Ben Hur“ mit Morgan Freeman oder auch „Wonder Woman“ und der letzte James-Bond-Film mit Daniel Craig „Keine Zeit zu sterben“.

Ein wahrlich filmgeschichtlicher Tag, der uns unvergessen bleibt. Viele Kirchen, Festungen, Städte haben wir entdeckt, aber auch die Freizeit kam nicht zu kurz, so konnten wir ganz entspannt an einem wunderschönen Badestrand Sonne und Wasser genießen. Und kulinarisch natürlich haben wir uns auch da verwöhnen lassen u.a. bei einer Weinprobe in einem Bauerngut mit weiteren Spezialitäten der Region.

 

Ciao Bella

Aber auch die schönste Reise ist einmal zu Ende. Koffer packen steht an und die sind voll nicht nur mit dem einen oder anderen Souvenir, sondern vor allem mit unseren spannenden Erlebnissen der letzten Tage.

So geht es zurück in die Heimat, mit einem lieben Dank an unsere Reiseleiterin Madia, die uns Apulien so nahe gebracht und unseren Busfahrer Silvio, der uns einige zusätzliche Ausflüge ermöglicht hat.

Ihre Reiseleiterin Melitta Liebermann

 

Text und Fotos von Melitta Liebermann


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