Im Februar 2019 begab ich mich mit unserer Reisegruppe auf eine Winterurlaubsreise der ganz besonderen Art.
Bereits Wochen zuvor habe ich mit den Vorbereitungen für diese Reise begonnen. Da ich selber nicht regelmäßig in den Winterurlaub fahre und ich wusste, dass ich mich auf zweistellige Minusgrade einstellen musste, besorgte ich mir also erst einmal Thermokleidung, eine sehr dicke Winterjacke, Schneestiefel und andere wärmende Accessoires. Dann wurde die Kameraausrüstung vorbereitet. Mehrere Ersatzakkus, denn die entladen sich bei Minusgraden nach Minuten und die besten Tipps für Nordlicht-Fotografie im Internet herausgesucht. Es konnte losgehen. 
Aber nicht nur ich kam voller Vorfreude mit meinem prallgefüllten Koffer voller dicker Pullis am Flughafen Dresden an, auch unsere Gäste waren bestens vorbereitet. Und bester Laune - alle freuten sich auf die klirrende Kälte und die märchenhaften Winterlandschaften, die wir aus dem Katalog kannten.

Tag 1: Willkommen in Lappland!

Das Abenteuer Lappland begann also mit einem exklusiven Direktflug ab Dresden in den kleinen Ort Kittilä, finnisch Lappland. Der Flughafen war überschaubar und so begrüßte uns der Ausflugsveranstalter Prima Reisen aus Österreich vor Ort und alle Gäste begaben sich - je nach Tagesplan - zu einem der drei modernen Reisebusse, die vor dem Flughafengebäude auf uns warteten. Zwei Gruppen fuhren direkt zum Hotel - die eine zum 3*-Hullu Poro Hotel und die andere zum 4*-Levi Spa Hotel. Wo man die nächsten 7 Nächte verbringen wollte, konnte man bei der Buchung auswählen. Am Ende der Reise waren alle Gäste sehr glücklich mit ihrer Wahl, denn beide Hotels befinden sich im Zentrum des kleinen Wintersportorts Levi und die Ausstattung sowie die Verpflegung in den Hotelrestaurants waren von guter Qualität. 

Die dritte Gruppe - die ich begleitete - startete direkt vom Flughafen zum ersten Ausflug. Es ging zum SnowVillage, ein Hotel komplett aus Eis. Jedes Jahr kommen viele regionale und internationale Künstler hierher, um aus riesigen Eisblöcken aus dem nahegelegenen Fluss temporäre Kunstwerke zu schaffen. Im Sommer schmilzt die ganze Arbeit und im nächsten Winter beginnt die Gestaltung von vorne. In diesem Jahr war das Thema "Games of Thrones" und die Kombination aus Eis, Schnee und Märchenmotiven war sehr beeindruckend - nicht nur für Fans der TV-Serie. Wir bekamen eine Führung durch die Gänge und die verschiedenen Hotelzimmer, die alle unterschiedlich gestaltet und meistens nur mit einem riesigen Eisbett und Sitzmöglichkeiten ausgestattet waren, auf denen überall traditionell Renntierfelle lagen. Viele Gäste fragten den Guide ungläubig, ob hier denn wirklich Menschen übernachten könnten? Aber viele der Suiten seien im Voraus ausgebucht, sagte er - allerdings meistens nur für eine Nacht. 

Dann ging es auch für uns zum Hotel. Auf der Fahrt konnte man schon sehr viel von der wundersamen Landschaft, die uns die nächsten Tage umgeben sollte, sehen. Es war ein ungewohnter Anblick, denn wenn ich an Winterlandschaften denke, erinnere ich mich vor allem an meine Kindheit im Erzgebirge oder an die mächtigen, verschneiten Alpen. Hier war alles ebenso weiß und schneebedeckt wie in meiner Erinnerung, aber es fehlten die Berge. Wir befanden uns im absoluten Flachland - man konnte kilometerweit in die Ferne schauen und erblickte dabei schier endlose, weiße Weite mit vereisten Nadelbäumen, zugefrorenen Seen und kleinen blauen oder roten Holzhäuschen mitten im Nirgendwo. Ich war begeistert! Das war das angekündigte Winterwunderland.  

Am Abend machten dann kleinere Gruppen gemeinsam "Orientierungsläufe" durch Levi. Der kleine Wintersportort ist überschaubar. Man merkt sich schnell, wo sich der Supermarkt, die Apotheke und der Skiverleih befinden. Der Großteil des Ortes besteht aus zahlreichen Holzhütten und Apartmenthäuser für Urlauber, einigen Restaurants und Bars (darunter auch eine Karaoke-Bar; man sagte mir, die Finnen lieben Karaoke) sowie anderen kleinen Geschäften. Es gibt mehrere Ausleihstationen für Motorschlitten. Und mitten im Ort reckt sich dann doch ein Berg empor. Der Berg Levi, auf dem Tag ein Tag aus zahlreiche Ski- und Snowboardfahrer die Hänge hinterdüsen. Jeden Abend ist der Hang hell erleuchtet und die Lifte transportieren die Wintersportbegeisterten bis 21 Uhr auf die Spitze des Berges. 

Tag 2: Zu Besuch beim Weihnachtsmann in Rovaniemi

Der zweite Tag startete zur Überraschung aller mit Regen und Plusgraden. Angesicht der umfangreichen Vorbereitungen für die angekündigten und die Tage zuvor herrschenden -25 Grad, konnte man eine gewisse Enttäuschung verspüren. Aber wie einige Gäste feststellten: der Klimawandel ist überall spürbar und auch die Gästeinformation der Stadt versicherte mir später in der Woche, es sei der wärmste Winter seit 60 Jahren. Damit konnte also keiner rechnen und das milde Klima sollte sich später noch als Segen erweisen. Nach dem Frühstück ging es für eine große Gruppe mit dem Bus nach Rovaniemi, um dort u.a. den Weihnachtsmann zu besuchen.

Nach einer nicht allzu langen Busfahrt durch menschenleere Landschaften, auf der uns unsere heutige Reiseleiterin umfangreiches Wissen zu Lappland, der Kultur der einheimischen Sami, der Politik und Wirtschaft des Landes sowie zu Ess- und Trinkgewohnheiten in humorvollen Anekdoten verpackte. In Rovaniemi ging es zuerst ins Arktikum - einem Museum rund um das Thema "Leben oberhalb des nördlichen Polarkreises". Denn erst diesen Teil von Finnland bezeichnet man als "Lappland". Rovaniemi bildet deshalb genau die Grenze zwischen den Welten, denn die Stadt befindet sich direkt auf dem nördlichen Polarkreis. 

Genau auf diesem Breitengrad befindet sich auch das international berühmte Weihnachtsmanndorf. Hier lebt er - der "echte" Weihnachtsmann, der fast alle Sprachen beherrscht und täglich zahlreiche Wünsche von Kindern und Erwachsenen aus der ganzen Welt entgegennimmt. Den erfahrenden Reisefreunden unter ihnen ist es aber bestimmt schon längst klar. Das Weihnachtsmanndorf in Rovaniemi ist natürlich eine ganz klassische Touristenattraktion mit vielen liebevoll gestalteten Geschäften und Restaurants. Im Haupthaus sitzt der Weihnachtsmann mit seinen Helfern. Für viele der wichtigste Foto-Stopp im Gelände ist allerdings die Tafel, auf der steht, dass man sich nun auf dem nördlichen Polarkreis befindet. Als ich mein Foto aufnahm, regnete es und die Anzeige am weihnachtlichen Postamt zeigte + 3 Grad an. Ein Moment, den ich nicht vergessen werde. 

Tag 3: Nordlicht-Alarm!

Einen Tag vor Reisebeginn lud ich mir noch eine "Nordlichter-Alarm-App" auf mein Handy, denn ich wollte ab Tag 1 bereit sein. Schließlich soll die Wahrscheinlichkeit, Nordlichter zu sehen, im Februar recht hoch sein. Nicht nur deshalb bietet sz-Reisen diese Reise zu diesem Zeitraum an. Berichten zufolge, sei dieses Erlebnis die Kirsche auf dem Eisbecher "Abenteuer Lappland". 

Bereits am dritten Abend erschien eine Alarm-Benachrichtigung auf meinem Handybildschirm. Zwischen 21 und 23 Uhr sollten Nordlichter über dem Berg Levi erscheinen. Ich kochte also schnell eine Thermosflasche Tee, zog meine Thermokleidung an, dicke Mütze und Schal. Kamera und Ersatzakkus sowie eine Decke eingepackt - denn wenn man Polarlichter beobachten möchte, muss man Geduld mitbringen und dafür eben eine entsprechende Ausrüstung. 

Ich wusste bereits, wo man den besten Blick auf den Berg Levi haben würde. Der See, der direkt am Stadteingang liegt und im Winter komplett zugefroren ist, ist tagsüber ein beliebter Ausflugsort und Verkehrsweg für Motorschlitten, Langläufer und Spaziergänger. Abends wird es auf dem See, der ringsum von Wald umgeben ist, dann dunkel genug, dass man sogar schwache Nordlichter deutlich erkennen kann. Im hellbeleuchteten Stadtzentrum sind die Chancen viel geringer. 

Und tatsächlich hatten wir Glück! Nordlichter! Hellgrün, lila, weiß - schnell und geisterhaft tanzten sie über den Nachthimmel. Auch wenn ich in der Dunkelheit kaum die Menschen um mich herum sehen konnte, konnte ich sie hören. Denn es ging ein beständiges Raunen und Staunen durch die Winternacht - immer dann, wenn die Lichter besonders tolle Tänze aufführten. Es war ein unvergessliches Erlebnis. 

Nachdem der Tee und auch die Ersatzakkus leer waren und die zauberhaften Lichter am Himmel fast verschwunden waren, eilte ich schnell ins Hotelzimmer. Einerseits um mich aufzuwärmen (ich wollte schließlich nicht krank werden) und andererseits, um im warmen Bett die entstandenen Fotos auszuwerten. Das Ergebnis war leider bei Weitem nicht so gut, wie auf den Instagram-Accounts der Profifotografen, aber ich war zufrieden mit meiner Ausbeute. Die Hoffnung auf eine zweite Chance war geweckt, die wir auch am nächsten Tag noch einmal erhalten sollten.

Mein Tipp: Handy und Ersatzakkus für doe Kamera immer dicht am Körper transportieren. Bei Minusgraden entladen sich Akkus viel schneller als bei Plusgraden.  

Tag 4: Schneeschuhwandern für Anfänger

Am nächsten Morgen berichtete man sich beim Frühstück, wer letzte Nacht was, wann und wo gesehen hatte. Viele Gäste unserer Reisegruppe waren am Abend zuvor ebenfalls mit der Kamera zum See gegangen. Viele hatten eine wesentlich bessere Ausrüstung als ich und als erfahrene Hobbyfotografen war es einigen sogar gelungen, fantastische Aufnahmen von den Polarlichtern zu machen. 

Wer an diesem Tag die Schneeschuhwanderung gebucht hatte, für die ging es kurz nach dem Frühstück los. Wir trafen uns mit unserem Guide am Waldesrand in Nähe des Sees. Dort zogen wir alle unsere ausgeliehenen Schneeschuhe über unsere Winterstiefel und mit Stöcken ging es dann hinein ins verschneite Terrain.

Mein Tipp: Für alle, die eine Abwechslung zum Langlauf suchen und trotzdem aktiv in der Natur unterwegs sein wollen, ist eine Schneeschuhwanderung genau das Richtige, um die Umgebung zu entdecken. Schwierigkeitsgrad: leicht bis mittel.

Tag 5: Rasant durchs Winterwunderland auf dem Motorschlitten

Wenn man einmal Urlaub in Lappland macht, dann darf eine Fahrt auf dem Motorschlitten auf keinen Fall fehlen. Voraussetzung für eine sichere Fahrt sind jedoch ein PKW-Führerschein und 0% Blutalkohol. Denn im Winter werden die Motorschlitten für Einheimische und Touristen fast wichtiger als das Auto und die finnische Polizei kontrolliert auch die verschneiten Wege quer durchs Landesinnere streng auf Verstöße. 

Da ich meinen eigenen Führerschein schon lange nicht mehr "genutzt" habe, entschied ich mich für eine Fahrt auf dem Rücksitz. Wie sich herausstellte, war das eine gute Entscheidung, denn der erfahrende Guide durfte natürlich viel schneller fahren als die Gäste und während er die Gruppe vorn und hinten beisammenhielt, genoss ich einfach die rasante Fahrt durch das Winterwunderland um uns herum. Einige der Gäste waren so begeistert von dieser Art der Fortbewegung, dass sie für die kommenden Tage gleich noch einen Ausflug buchten. 

Mein Tipp: Sollten Sie sich nicht ganz sicher im Umgang mit dem Motorschlitten sein, fragen Sie zu Beginn des Ausflugs nach einem Guide. Meistens fahren mind. 2 Guides bei diesen Ausflügen mit. Wenn Sie unter chronischen Rückenschmerzen oder anderen Probleme im Rücken- & Hüftbereich leiden, dann ist dieser Ausflug eventuell nicht für Sie geeignet, denn bei Fahrt über die vereisten Strecken geht es für Fahrer und Beifahrer auf den Sitzen ständig auf und ab. 

Tag 6: Bei einer Samifamilie auf der Rentierfarm

Rentiere prägten das Leben der früheren Bevölkerung von Lappland und sie stellen bis heute die wichtigste Wirtschaftsquelle dar, die diese Region zu bieten hat. Die Rentierzucht ist immer noch großer Bestandteil der Kultur. Auch wenn heute traditionelle z.T. durch modernen Techniken ausgetauscht werden (z.B. werden die sich im Land freibewegenden Rentierherden mit GPS ausgestattet), kann man noch ganz ursprüngliche Rentierfarmen von einheimischen Samifamilien besuchen. Das würden wir an diesem Vormittag machen. 

Mit dem Bus fuhren wir ca. eine Stunde zum Farmgelände, das direkt an einer der wichtigsten Verbindungsstraßen der Gegend liegt. Getrennt durch die Straße, befand sich auf der Waldseite das Gehege sowie die Startzone für die Rentierschlittenfahrt. Auf der anderen Seite der Straße stand ein landestypisches Holzhaus, in das wir nach der Schlittenfahrt von der Samifamilie auf einen warmen Tee oder Kaffee und Kuchen eingeladen wurden. 

Aber zunächst durften wir die Tiere begrüßen und wurden über das traditionelle Handwerk der Rentierzucht informiert. Die erste Karawane an Rentierschlitten verschwand bereits im verschneiten Wald und andere Gäste bereiteten sich auf den Start vor. Nach der Fahrt durften wir noch die Rentiere, darunter auch viele Jungtiere, mit der Hand füttern. 

Mein Tipp: Wenn Sie ein besonderes Foto mit einem Rentier machen möchten, ohne die Tiere zu belästigen, dann versuchen Sie einfach während der Fahrt im Schlitten ein Selfie mit den Tieren hinter Ihnen zu machen. Dabei entstehen wirklich lustige Erinnerungen. 

Tag 7: Ausflug zur Huskyfarm

Ein weiteres tierisches Highlight der Reise erwartete mich und andere Gäste, die diesen Ausflug gebucht hatten, am Ende der Woche - es ging auf die Huskyfarm. Gleich würden wir auf einen selbstzusteuerenden Schlitten durch die Winterlandschaft düsen - gezogen von 4 laufwütigen "Sibirian Huskys". 

Mit dem Bus ging es zur Huskyfarm. Vor Ort erfuhren wir, was wir auf der Farm zu beachten hatten und lernten, wie wir den Schlitten später selber steuern würden. Die Vorfreude stieg sichtlich bei allen. Dann begaben wir uns zum Startpunkt für die Fahrt, wo bereits sehr viele, laut und aufgeregt bellende Schlittenhunde auf uns warteten. Auch bei ihnen war die Vorfreude groß, denn Gäste bedeuteten, dass sie sich gleich wieder im Gelände auspowern können. Diese hohe Aktivität der Tiere und Lust am Rennen ist ein besonderes Merkmal dieser Huskyarten. Die Huskyschlittenfahrt gehört zu den ältesten Fortbewegungsarten der Menschen im lappländischen Norden. 

Und trotz anfänglicher Besorgnis bei einigen Gästen, weil man den Schlitten alleine lenken müsse, kamen alle nach der ausgiebigen Runde im Gebiet rund um die Farm unversehrt und völlig begeistert zurück. Das war wirklich ein gebührendes Ende der Woche in Lappland. 

Tag 8: Auf Wiedersehen, Lappland!

Und dann - am Tag der Abreise - begann der Morgen mit deutlich spürbaren -23 Grad. Das war eine ganz andere Kälte, als die, die wir in den letzten 7 Tagen erlebt haben. Sogar nachts, wenn man unterwegs auf Nordlicht-Jagd war, fühlte sich die Kälte nicht so intensiv an, wie an diesem Morgen. 
Nach dem Frühstück trafen sich alle Reisegäste aus beiden Hotels bei unseren Reisebussen, die uns zurück zum Flughafen Kittilä bringen würden. Ein letztes Mal ging es für uns durch die zauberhafte, verschneite Landschaft, die von einer tiefstehenden Sonne zum Glitzern gebracht wurde. Einen kurzen Aufenthalt im gemütlichen Flughafen von Kittilä und ein schneller Direktflug später, waren wir wieder zurück in Dresden - zurück aus dem Winterwunderland. 

Fotos & Text von Jasmin Samoleit


Auch 2021 geht es wieder mit sz-Reisen nach Levi, Lappland. 
Sichern Sie sich hier Plätze auf dieser erlebnisreichen Reise an den Polarkreis. 


1 Kommentare

Fam_Renner01. Oktober 2020 um 16:55 Uhr

Wir waren auf der Reise dabei! Es war wirklich zauberhaft im Land der Rentiere.

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