Die ersten sportlichen Tage haben wir hinter uns gebracht, aber auf uns warten noch einige wunderschöne Radreisetage am Balaton.
Hoch Hinaus Ungarn erleben
Nationalpark Balaton - Oberland Rundtour = ca. 45 km
Von wegen platter See und flaches Land, heute wird es hügelig. Immerhin knapp 800 zu bewältigende Höhenmeter werden am Ende dieses abwechslungsreichen Tages auf dem Tacho vermerkt sein. Der Start erfolgt Richtung Nordwesten und da mittlerweile jeder die Auswahl zwischen ECO-, Sport- und Turbounterstützung beherrscht, sind die ersten hügeligen Kilometer, z.T. neben oder kurz auf wenig befahrener Landstraße, bald gut bewältigt. Kleine Rast nach knapp einer Stunde in Pecsely. Die dortigen Glocken am offenen Glockengestell läuten den nächsten Etappenabschnitt ein, der folgend leicht bergan / bergab führt und schöne Panoramablicke über Täler, Hügel und Weinfelder mit ihren kleinen Kelterhäusern gewährt.
Bald bietet die Ortspassage von Vöröstó eine rasante Abfahrt, danach wird es ländlich. Auf gut befahrbaren Feldwegen durchqueren wir das Ackerland, genießen die dörfliche Landschaft mit seinen je nach Jahreszeit bestimmenden Farben und bemerken die sich im Laufe der nächsten Kilometer mehrenden Rebstöcke und Anwesen der Weinbauern. Gut zu wissen, daß hier, fast versteckt und etwas abseits vom Wege, ein idyllisches Weingut liegt. Authentischer, ungarischer geht es nicht!Oberhalb der Ortschaft und inmitten der Weinhänge, mit weitem Talblick zum Balaton und bis zum Tafelberg von Badacony. Frisch gebackene, lokale Spezialitäten, eigene Gutsweine, Fettschnitten und eine hervorragende Gastfreundschaft laden unausweichlich zur Einkehr. Bereits bevor Bacchus aktiv in das weitere Tagesgeschehen eingreift ist man gewillt, gesellige Lieder unter dem Weinlaubblätterdach der Terrasse anzustimmen.
Mit ein oder zwei oder ... Flaschen, frisch vom Winzer abgefüllten und für einen unglaublich guten Preis verkauften Wein im Radgepäck, wird die Rückfahrt in Angriff genommen. Meist bergab, rollt die gesellige Radrunde nun Richtung Balatonfüred. Eine kurze Pause lohnt sich noch an einer intakten, historischen Wassermühle im kleinen Balaton - Örtchen Orvenyes. Von dort, die Hauptstrasse meidend, führen die finalen Kilometer bis zum Hotel, zum Teil durch Felder, über kleinere Straßen begleitet von einem schönem Blick zur Halbinsel Tihany.
Wie könnte der Abend ausklingen? Aktivieren wir weitere Muskelgruppen und wechseln vom Rad auf die Kegelbahn?
Das Beste kommt zum Schluß
Westufer: Badacsony – Keszthely - Fonyód = 77 km
Mit einem lockeren Spaziergang zum Bahnhof von Balatonfüred beginnt das heutige Programm. Die folgende Zugfahrt endet für uns in Badacsony und in Anlehnung an die Geschichte vom Hasen und dem Igel sind die Räder schon da!
Um10:00 startet die Schlussetappe, Tagesprogramm: Badacsony - Keszthely - Heviz - Südufer bis Fonyod
Auf dem westlichen Abschnitt des Nordufers fahren wir bis zum ersten körperlich - technischen Halt in Balatongyörök, um wenige Kilometer später, an der nordwestlichsten Seeausdehnung, in Richtung Keszthely, die größte und älteste Siedlung am Balatonufer, abzubiegen. Nach 32 durchweg flachen Kilometern sind wir in deren kleinen, aber feinen Altstadt angekommen. Die gepflegte, überschaubare Fußgängerzone lädt mit gemütlichen (Eis-) Cafés, Terrassen und Boutiquen zum Besuch und Verweilen ein. Kurz nach dem Ende der Strasse erschließt sich uns das imposante Haupttor zum Park des barocken Schloss Festetics, ein prunkvolles Anwesen der in den letzten Jahrhunderten die Stadt prägenden, unendlich reichen Familie Festics. Die Räder können hier stromsparend im Parkgelände pausieren, während die E-Biker einer Schloßführung durch Ungarns viertgrößten Palast folgen.
Radschiebend verlassen wir das geschichtsträchtige Areal, satteln auf und wählen landeinwärts Fahrtrichtung Norwest. Nächstes Etappenziel ist die Kurstadt Héviz mit dem größten natürlichen und biologisch aktiven Thermalsee der Welt. Proviantpause mit Blick auf die durch seine Torfböden schwarz gefärbt wirkenden Seen der Heilwasseranlage. Nicht nur der Tagesverlauf hat seine zweite Hälfte erreicht, auch die Tagestour geht in die zweite Halbzeit. Kompassnadel auf Süd und Start zu den finalen Radkilometern dieser Radwoche.
Parallel zum kurzen Westufer steuern wir die Räder bei Fenékpuzsta motiviert in die langgezogene Südkurve und passieren im weiteren Verlauf die westlichen Balatonorte am seichten, gefühlt nie tiefer werdenden Südufer. Entlang der typischen Siedlungen und immer bemüht, das einstige Ferienquartier vielleicht doch wiederzuerkennen, werden Balatonberény, Balatonkeresztúr und Balatonmariafürdö recht zügig durchfahren. Beginnt jetzt der Wettkampf um die Platzierungen in der Tourwertung? Nicht nur Tagesziel sondern Endpunkt der gesamten „E-Bike Radreise am Balaton“ist Fonyod. Ob der Pullovermarkt geöffnet hat?
Nach insgesamt 333 gefahrenen Radkilometern, das sind im Schnitt 66,6 km am Tag, und 1.664 absolvierten Höhenmetern, geht am Hafen von Fonyod diese wunderschöne, erlebnisreiche und perfekt organisierte Sternfahrt zu Ende. Rund um die Mole gibt es genug gastronomische Gelegenheiten, sich nun für die zurückliegenden, aktiven Ausfahrten genußvoll zu belohnen. Aber nicht die Fähre verpassen!
Gegen 17:00 Uhr legt diese gen Norden ab. Immer das gegenüberliegende Panorama mit dem dominat aufragenden Badacsonyberg vor Augen, wird die halbstündige Überfahrt zu einem abschließenden, unvergesslichen, visuellen Moment, der sich unauslöschlich im Gedächtnis festsetzen wird.
Bis ganz bald!
Ab 06:00 ist bereits ein zeitiges Frühstück möglich und pünktlich 07:00 Uhr rollt der Bus vom Hotelparkplatz hinaus auf die Landstraße. Györ - Autobahn - Bratislava - Grenze Slowakei-Tschechien. Die Möglichkeit für einen Imbiß am Rastplatz Popuvki und schließlich entspannte Weiterfahrt bis zum letzten Ausstieg am Haus der Presse in Dresden. Obwohl 100% identisch zur Strecke und dem Ablauf bei der Anreise, tritt der sogenannte Rückreiseeffekt, den wir bereits während der Radtour erlebten und der uns eine viel kürzere Strecke empfinden lässt, auch hier ein. Alle Teilnehmer dieser aktiven Radreise erreichen am späteren Nachmittag bequem die Heimat, fühlen sich erholt, entspannt und sind voller neuer Reiserlebnisse.
Der Autor dieses Beitrages hat die beschriebene Radreise aktiv erlebt. Als Freund großer, länderübergreifender Langstreckentouren bisher ausschließlich auf einem guten Touren- bzw. Rennrad unterwegs, wurde die motorisierte Radvariante im wahrsten Sinne mit Spannung erwartet. Allen Radfreunden, deren Interesse mit den Ausführungen zu dieser Tour geweckt wurde, kann ich heute und hier sagen: die Volt-Spannung bringt eine angenehme körperliche Entspannung. Der sehr wohltuende, dankbarste Beifall kommt übrigens spürbar von den sich unausweichlich im fortgeschrittenen Alter befindenden Kniegelenken!
Lust bekommen auf ein technisch unterstütztes Raderlebnis? Dann probieren Sie es aus. Vielleicht sind wir bald gemeinsam einmal mit den E-Bike unterwegs am Balaton. Das Team von sz-Reisen und ich würden Sie sehr gern begrüßen!
Fotos & Text von Falk Sichting
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