„Wanderungen zu Göttern und Aposteln“

Deutschland im November? Da nehmen wir doch gerne eine Auszeit! Auf nach Zypern, eine aufregende Woche erwartet uns.

Griechische Lebensart

Nach kurzem Stopp am Münchner Flughafen geht es in gut 3 Stunden nach Larnaca im Süden von Zypern. Einreiseformalitäten, eine halbe Stunde Busfahrt nach Limassol. Einchecken und alles ist schnell erledigt.

Dann hat unser Hotel „Park Beach Limassol“ uns gleich mit einem Folkloreabend verwöhnt. Im Garten, bei 23°C nachts und mit Blick aufs Meer!

Jeder wird sofort mit einbezogen, Sirtaki tanzen, Beine sortieren, griechisches Feeling. Aber der Tag war lang, morgen wird gewandert, ab ins Bett. Das Reiseprogramm verspricht Berge, Küstenpanoramen, Kiefernwälder, griechische Mythologie, Antike, Legenden und Sagen. Gutes Essen und noch besseren Wein.

Fangen wir doch gleich damit an.

Ein aktiver Start

Das Troodosgebirge inmitten Zyperns liegt fast 2 Stunden vom Hotel entfernt. Das ist eine gute Gelegenheit für unseren Reiseleiter und Wanderführer Simon und den Busfahrer Stavros, zu zeigen, was sie drauf haben. Wir erfahren Interessantes zu Land und Leuten, zu Fauna und Flora, zur Geschichte des Landes, Überraschendes und Unerwartetes, was nicht im Reiseführer geschrieben steht. Stavros lenkt uns derweil durch das kurvige Gelände bis in 1700 m Höhe.

Dort wird der Artemis-Rundwanderweg gegangen, rund um den Berg Olymp, durch herrlichen Wald, bei 17 bis 20 °C, 7 km ohne außerordentliche Höhenunterschiede. Alle kommen gut mit und genießen am Ende Einblicke in die Kirchengeschichte bei Agios Nikolaos und das Dorf Kakopetria.

 

Mosaike und Aphrodite

Paphos – das klingt doch schon wie Antike, Mythologie, nach alten Steinen und Mosaiken.

Zunächst fahren wir nach Kourion, wo es Ausgrabungen, das Amphitheater und erste Mosaiken zu sehen gibt.

Der Wanderweg beginnt bei den Felsen im Meer, wo Aphrodite, die Göttin der Liebe und Schönheit, dem Meeresschaum entstiegen sein soll und geht heute an der Küste entlang, nur geringfügig auf und ab.  Mit schönen Ausblicken zum Meer gelangen wir zu einem Picknickplatz, wo uns Simon und Stavros eine leckere Überraschung bieten: wir kosten einen „Kommandaria“ – ein Likörwein, süß und aromatisch – dazu Türkischer Honig, noch süßer.

Nun geht es weiter mit dem Bus nach Paphos zu den Königsgräbern, in Felsen gehauene Grabstätten der Ptolemäer, Römer und ersten Christen auf Zypern. Von hier wandern wir gemütlich auf der gut ausgebauten Küstenpromenade zum Fischerhafen von Paphos, denn inzwischen ist es ca. 27°C warm, und wir bekommen Durst und wollen vor den nächsten Mosaiken noch die Hafenkneipen unsicher machen. Zum Schluss heute noch die wirklich beeindruckenden, gut erhaltenen Mosaiken in den Häusern des Dionysos und Aions und in der Theseus-Villa.

Heute haben wir von Simon so viel Interessantes, Historisches, Wissenswertes erfahren, uns schwirrt der Kopf.

In Limassol im Hotel ist es im November leider meist schon dunkel, wenn wir zurück sind. Trotzdem kann, wer will, noch im Meer schwimmen, es sind ca. 20-22°C im Wasser. Ebenso im Pool des Hotels.

So relaxed genießen wir unser Abendessen vom Büffet und lassen die Eindrücke vom Tag ausklingen. An der Bar und draußen am Pool kann man immer noch wunderbar sitzen und einen Absacker bekommen.

Von Schlangen zu Rosen

2 sehr alte Kirchen, 500 Höhenmeter durch Kiefernwald, herrliche Fernsichten und die Rosenmanufaktur sollen uns heute beeindrucken. An der Kirche Panaya tou Araka geht es los. Der Weg ist vom Morgentau noch feucht und erstaunlich grün, und es läuft sich prima. Simon erklärt detailliert die Landschaft, die Bäume (Pinien, Goldeiche, Johannisbrotbaum, Erdbeerbäume, Obstbäume), Kulturelles und Touristisches seiner Heimat. Der giftigen zypriotischen Viper am Wegesrand (etwas größer als eine Kreuzotter) war es zum Glück zu kühl. Sie ließ uns in Ruhe und trollte sich von dannen. Und die Landschaft im Nationalpark ist in der Tat unglaublich schön.

Vor der Wanderung hatten wir unsere Wünsche für die Imbisspause in Lagoudera bekannt gegeben. Von der Taverne dort ging es zum Schluss noch in die Rosenmanufaktur, Familienbesitz und Tradition seit 4 Generationen. Gute Gelegenheit, Mitbringsel oder Präsente zu kaufen, schließlich kommt nach November auch bald die Weihnachtszeit. Was für ein toller Tag wieder! Wir lassen ihn im Hotel ausklingen.

 

Wandern für Fortgeschrittene

Halbinsel Akamas Nationalpark heißt heute unser Ziel, und damit auch Küstenwanderung. Für die 400 Höhenmeter haben alle gut gefrühstückt und viel Trinkwasser dabei. Die Gruppe ist für heute etwas kleiner, einige haben einen Strand- und Limassol-Tag eingelegt.

Die Anfahrt bis Polis dauert fast 2 Stunden, aber Simon hat immer wieder neues Interessantes zu erzählen.

Bis zur Quelle, in deren See Aphrodite sich gern mit einem ihrer Liebhaber vergnügt haben soll (heute Baden verboten!), geht es noch sehr moderat aufwärts. Von da an steigt ein wunderbarer, aber steiniger Weg stetig bergauf. Es wird sehr warm heute, aber die Ausblicke in den Trink- und Verschnaufpausen sind so schön! Fast oben angekommen, bestaunen wir bei der nächsten Pause einen uralten Eichenbaum. 7 Leute brauchte es, ihn zu umarmen.  Gleich daneben einige Quellen mit Trinkwasser, zumindest aus einer tröpfelte tatsächlich Wasser. Die Ruine der „Burg der Königin“ (ehem. Kloster) hat uns nach den gut erhaltenen Ausgrabungen der letzten Tage nun nicht mehr so sehr beeindruckt.

Dafür der nun gleich beginnende Abstieg zurück zur Küste mit gigantischen Ausblicken!  Am liebsten wären wir alle paar Meter zum Schauen und Fotografieren stehengeblieben. Aber unten lockte heute die Aussicht auf ein Bad im Meer. Das genossen dann auch einige bei etwa 24 °C im Wasser. Imbiss, Eis oder Kaffee waren auch möglich, bevor die Rückfahrt zum Hotel angetreten wurde. Herrlich, dieser Tag!

Aussicht und Geschichte

Es geht ganz in den Osten von Zypern, der Badeort Protaras, Kap Greco und Famagusta stehen auf dem Programm. Famagusta ist Türkei, bitte die Ausweise nicht vergessen, es wird ein Grenzübertritt! Zuerst laufen wir einen einfachen Weg oberhalb des kristallklaren türkisen Wassers der Konnos Bay bis zur kleinen Kirche Ayioi Anargyri und dann weiter zur Felsenbrücke Koraka. Hier riefen einige gleich: „Oh, das Prebischtor, nur am Wasser!“. Wir sind eben überwiegend Sachsen. Weil der Blick auf das Wasser so toll war, liefen wir den gleichen Weg statt der etwas kürzeren Straße zurück, hin und zurück nur 5 km insgesamt.

Und nun auf nach Famagusta!

Den meisten von uns war die jüngere Geschichte der Stadt seit 1974 nur etwas „verwaschen“ bewusst, und wir hörten sehr aufmerksam zu, was uns Simon davon zu berichten wusste. Seine Familie war unmittelbar davon betroffen, denn er ist in Famagusta geboren und hat ganz bewusst die Vertreibung der griechischen Zyprioten damals miterlebt, deren Folgen man beim Vorbeifahren an der Geisterstadt noch deutlich erkennt. Nach dem Grenzübertritt (er erinnert uns an frühere Zeiten anderswo) erreichen wir dann die Altstadt, wo wir die Kathedrale Ayios Nikolaos (heute Moschee Lala Mustafa) besichtigen und dann individuell die gut erhaltene Stadtmauer und Ruinen aus der früheren Geschichte der Stadt erkunden. Zeit für Imbiss und Getränke ist auch. 

Ziemlich nachdenklich vom Eindruck der Stadt und den Erzählungen treten wir die Rückreise zum Hotel an und haben dort noch einen schönen Abend.

Nur noch ein letztes Mal

An unserem letzten Tag auf Zypern fahren wir wieder Richtung Berge und steigen bei Platres in den Wanderweg „Kaledonia“ ein. Zunächst ca. 100 Höhenmeter bergan, bis es relativ eben wieder durch schöne Wälder mit Weitblicken in die umliegenden Täler mit ihren Weinbergen, Obstgärten und Weindörfern fast von allein geht. Nach dem Abstieg zum Busparkplatz dürfen wieder kosten: Stavros packt süßes Gebäck mit Nüssen, Mandeln und Honig und dazu Grappa und Ouzo aus.

So gestärkt nehmen wir die letzte Hürde in Angriff, einen schönen Weg am Bach entlang, der zum Schluss recht steil und steinig zum Wasserfall führt. Der verdient diesen Namen grade so, denn in diesem Jahr hat es in Zypern seit Mai so gut wie nicht geregnet. Nach dem Rückweg zum Bus haben wir noch ein Highlight: eine echte Mezze im Weindorf Omodos, das wirklich ein Kleinod der Weingegend ist. Die Chefin der hübschen Taverne kredenzt uns einen Gang nach dem anderen, von Vorspeisen über Gegrilltes bis zum süßen Desert, einer leckerer als der andere. Dazu reichlich Rot- und Weißwein aus eigenem Anbau und einen Verdauer obendrauf. Hier haben wir Gelegenheit, unserem Simon und dem Busfahrer Stavros ein riesengroßes Dankeschön auszusprechen. Die beiden haben uns durchweg super betreut.

Ja, und auf der Rückfahrt gebe ich schon die Informationen zum Abreisetag morgen durch. Aber wir haben noch den halben Tag für eigene Unternehmungen im Raum Limassol zur Verfügung, da der Flughafentransfer erst 14 Uhr kommt. Das nutzen alle noch mal ausgiebig.

Die Resonanz: Es war eine sehr schöne Reise, ausgewogen zwischen Aktivität, Kultur, Geschichte und Relaxen. Alles hat gut geklappt und fast pünktlich, wieder mit Zwischenstopp in München, brachte uns sz-Reisen gegen Mitternacht nach Dresden.

Fotos & Text von Ulrike Berger
 


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